Ein Jahr danach

(Originaltext vom Bild am Ende)

 

(das tolle Regenbogenbild durfte ich verwenden von Harald Wochner - danke schön dafür)

Mitte Juni 2010

Für mich ist es jetzt ein Jahr her, dass ich mich von unserer Prinzessin verabschiedet habe. Dass es ein Abschied für immer sein würde, damit habe ich damals nicht gerechnet, als ich zur Reha losgefahren bin.

Ihr Tod hat mich völlig überrascht und fassungslos gemacht. 

Die erste Zeit war meine Trauer so, dass ich Bilder und Videos von dir ansehen konnte, ohne dass ich in Tränen ausgebrochen bin. Aber dann kam ein Moment, da ging es nicht mehr. Ich musste hier zuhause alle Bilder von dir quasi unsichtbar machen. Jeder Blick in deine Augen, jedes Video tat mir weh.

Ganz besonders schwer war es für mich in dieser Zeit, in mein Katzenforum zu gehen. Dort waren von dir und Bonny Bilder als Button sowie das Banner, was ich dann Tag für Tag vor Augen hatte. Es fiel mir unendlich schwer, das auszuhalten.

Vieles hat sich verändert bei uns. Gesundheitlich bei mir durch weitere Erkrankungen, so dass ich weiterhin ständig zuhause bin. Das war sicher für unsere Bonny eine gute Lösung. Wenn ich hätte arbeiten müssen, wäre sie tagsüber viel alleine gewesen. Mein damaliger Ehemann war zwar tagsüber zuhause, aber er musste schlafen wegen seiner Nachtarbeit. Von daher war es gut, dass ich zuhause sein konnte.

(das tolle Regenbogenbild durfte ich verwenden von Harald Wochner - danke schön dafür)

Die erste Zeit hat Bonny sehr getrauert um dich. Damit hatte ich in dieser Intensität bei ihr nicht gerechnet. Ihr hattet ja eigentlich nicht einen so wahnsinnig engen Kontakt zueinander. Ok zusammen auf dem Schreibtisch liegen oder auf der Fensterbank, manchmal auch auf dem Bett, aber dass sie dich so arg vermissen würde, hätte ich nicht gedacht.

2 Tage nach deinem Weggang fing es an, dass sie in einer Tonart und Lautstärke miaute, dass es einem mächtig unter die Haut ging. Über das Telefon hat mein jetziger Exmann mir das deutlich gemacht, wie sie sich anhörte. Ich war ja noch weiterhin zur Kur, aber am Wochenende bin ich dann nach Hause gefahren, damit ich für Bonny da sein konnte.  Diese Zeit war wichtig - für sie und für mich.

Als ich am Freitag Nachmittag zuhause ankam, nahm sie mich erst gar nicht wahr, später dann, als ich draußen auf dem Balkon zum Rauchen war, kam sie an, setzte sich hin mit dem Blick ins Wohnzimmer und dann kam dieses Miauen - ganz tief aus ihrem Bauch heraus - laut und klagend, als ob sie dich rufen würde. Ihre Trauer traf mich wie ein Paukenschlag und hat auch meine Gefühle in diesem Moment sehr strapaziert. Ich wollte sie meine eigene Trauer nicht so spüren lassen. Aber das ging an diesem Wochenende gar nicht.

Montag Morgen bin ich dann erst einmal zurück in die Kurklinik gefahren, um am nächsten Tag dann ganz nach Hause zurückzukehren. Für Montag Abend hatte ich eine sehr liebe Forine gefragt, ob sie evtl. Zeit hat, an diesem Abend mal nach Bonny zu sehen. Und es ging. So hatte ich an diesem Abend ein ruhigeres Gefühl, weil ich noch nicht zuhause sein konnte, aber Bonny nicht solange alleine sein musste.

Nach meiner Rückkehr hielt Bonnys Trauer an - einige Wochen weinte sie noch sehr oft um dich. Vor allem abends, wenn wir ins Bett gingen - wie oft saß sie auf dem Bett, starrte lange ins Wohnzimmer und miaute laut und klagend, so als ob sie dich immer wieder rufen würde. Oder sie lief durch die Wohnung und immer dieses laute klägliche Miauen. Sie ließ sich aber im Laufe der Zeit ablenken, in dem ich sie auf den Arm nahm und wieder ins Bett holte, sie dann streichelte und mit ihr redete.

Allerdings hat sie die Transporttasche, in die du gelegt wurdest, als du schon gegangen warst, gemieden. Ich habe die Tasche dann weg genommen und eine andere Transporttasche hingestellt. Hier ging sie sofort rein und legte sich hin. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob sie genau wusste, was mit dieser Tasche in Verbindung gebracht werden muss.

In der  Nacht vom 19. auf den 20.12.2009 habe ich von dir geträumt. Ich war so unendlich glücklich, dich noch einmal spüren und erleben zu dürfen. Im Traum sahst du nicht ganz so aus wie ich dich das letzte Mal gesehen hatte. Dein linkes Auge war entfernt, und am Mäulchen hattest du eine kleine Verletzung. Aber das tat dem Wiedersehen mit dir keinen Abbruch. Ich herzte und streichelte dich - du  hast geschnurrt  und erzählt , wie du es hier zuhause auch immer getan hast.

Dann kam aber ein Moment, der mich mit rasendem Herzen aufwachen ließ - du sagtest mir im Traum, dass du nur gekommen wärest, um Bonny abzuholen. Davon wurde ich schlagartig wach. Mein erster Griff ging nach rechts, wo Bonny lag, als ich eingeschlafen bin. Sie war nicht mehr da. Nun war ich hellwach und bin sofort ins Wohnzimmer. Dort lag Bonny an ihrem Stammplatz unter der Heizung und schlief - tief und fest. Als ich sie ansprach reagierte sie nicht - erst als ich sie berührte, wachte sie auf und quakte mich sofort an. Eine große Erleichterung für den Moment, aber richtig schlafen konnte ich nach diesem Traum nicht mehr wirklich gut.

So schön es war, dich noch einmal so nah zu spüren - auch wenn es nur im Traum war - aber der weitere Verlauf des Traums war ein Albtraum für mich, an dem ich den ganzen nächsten Tag noch zu knabbern hatte.  So ganz kriegte ich dieses leise Angstgefühl an dem Tag danach nicht raus.

Im Laufe der Monate hat sich die Trauer verändert - bei mir sowie bei Bonny.

 Mittlerweile kann ich auch wieder Bilder und Videos von dir ansehen. Als ich das schöne Bild, das ich von einigen meiner Katzen-Mädels zu meinem Geburtstag geschenkt bekam, wieder umgedreht habe, entstand eine Situation, die mir eine Gänsehaut beschert hat. Mein Exmann rief mich mit den Worten "gib schnell die Kamera - schnell". Ich gab ihm die Kamera und später sah ich, was er so dringend fotografieren wollte. Nämlich das hier

Ich hatte das Bild umgedreht an den Schrank gestellt, so dass ich dich von meinem Fernsehsessel aus immer ansehen konnte. Und dann legte Bonny sich genau vor das Bild. Sie hat - bevor das Bild dort stand - nie dort gelegen. Mir kam es vor, als ob sie es gesehen hat, dass du dort zu sehen bist und sie in deiner Nähe sein wollte. Das hat sie einige Tage gemacht, sich vor dieses Bild hinzulegen. Jedes Mal war es für mich ein bewegender Moment.

Bonny genießt es jetzt sehr, hier im Mittelpunkt zu stehen. Morgens unser Ritual, wenn ich aufstehe, erst einmal Futter hinstellen, Kaffee kochen, ins Bad gehen - dann ins Wohnzimmer. Dort sitzt Bonny schon auf dem Schreibtisch und wartet auf mich. Jetzt gibts Leckerlies in Form von Dreamies, Maltpaste und ganz ganz wichtig - ihre Portion Wasser aus ihrem Fläschchen.

Video 

Sie schläft mit auf dem Bett, allerdings nur kurze Zeit, dann verzieht sie sich ins Wohnzimmer - entweder unter die Heizung oder in ihre Höhle im Kratzbaum.

Wie du siehst kleine Cleo - unser Leben ging weiter. Wir haben uns mit der neuen Situation arrangiert und leben nun unser Leben ohne dich, aber in meinen Gedanken bin ich sehr oft bei dir mein Mädel. Und oft fließen dann auch noch Tränen.

Jeden Abend brennt auf unserem Balkon unser Windlicht für dich - für alle Sternchen.

17. August 2010

Nun ist es ein ganzes Jahr her, dass du den Weg zum Regenbogen gegangen bist.

Ein Jahr  

Ich weiß nicht, wo diese Zeit geblieben ist. 

Ich weiß nicht, wann die Trauer stiller und der Schmerz erträglicher wurde.

(Als ich diese Seite erstellt habe, hatte ich das Gefühl, dass es stiller und erträglicher wurde.

Nein - genau heute an dem Todestag geht es mir genauso wie vor einem Jahr. Meine Gefühle fahren Achterbahn, mein Magen rebelliert und die Tränen fließen ohne Ende. Es tut noch genau so weh wie vor einem Jahr.)


Abends sitze ich oft, wenn das alltägliche Leben zur Ruhe kommt und es still wird auf den Straßen, auf dem Balkon und schaue in das Windlicht, lausche dem leisen Rauschen der Blätter, wenn der Wind sacht durch die Bäume fährt. An einigen Abenden ist der Himmel wolkenlos, und der volle Mond lässt den Himmel endlos erscheinen. 

An diesen Abenden empfinde ich die Ewigkeit als etwas sehr spürbares, aber auch unerreichbar.

Irgendwo in dieser Unendlichkeit bist jetzt auch du mein Mädchen, so weit entfernt, dass niemand dich mehr erreichen kann. An diesen Abenden habe ich oft Sehnsucht nach dir und fühle mich ganz klein und verloren  in dieser Unendlichkeit. 

Machs gut mein Mädel 

Wir haben dich ganz arg lieb und sind froh, dass wir das Leben so viele Jahre mit dir teilen durften.

Dieses wunderschöne Regenbogenbild durfte ich verwenden von Detlef Schieberle - herzlichen Dank dafür.

Gästebuch für Cleo

Orignaltext vom ersten Bild:

Do not stand at my grave and weep,
I am not there, I do not sleep.
I am in a thousand winds that blow,
I am the softly falling snow.
I am the gentle showers of rain,
I am the fields of ripening grain.
I am in the morning hush,
I am in the graceful rush
Of beautiful birds in circling flight,
I am the starshine of the night.
I am in the flowers that bloom,
I am in a quiet room.
I am in the birds that sing,
I am in each lovely thing.
Do not stand at my grave and cry,
I am not there. I do not die.


(Mary Elizabeth Frye)

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