Große Kater erfordern große Namen: ODYSSEUS oder DYSSI

Dyssi der Bruder von Cäsar - das bin ich also. Also auch 1980 geboren und mich wollte Frauchen auf jeden Fall haben. Als sie mich damals sah, wusste sie sofort - den oder keinen.

Die erste Zeit haben wir ja noch mit ihrem Mann zusammengewohnt, aber der lag mir ja nun gar nicht. Irgendwie mochte ich ihn und er mich nicht so sehr. Dafür kluckten er und Cäsar immer zusammen. Unsere Wohnung lag im Erdgeschoss, und wir hatten sogar eine kleine Terrasse und einen kleinen Garten für uns, der aber eingezäunt war, damit wir nicht so weit weglaufen konnten - schließlich waren ja auch Straßen in der näheren Umgebung. Und das fand Frauchen für uns gar nicht gut.

Cäsar dieser Gauner hat aber oft einen Weg gefunden, um trotzdem schnell mal ne Runde zu drehen und Frauchen kriegte jedes Mal ne Krise, weil sie ganz viel Angst hatte, dass er auf die Straße laufen würde. Ich blieb doch lieber im sicheren Bereich. Da konnte jedenfalls nix passieren. Eines Tages, als Cäsar und ich im Garten lagen und dösten, sah ich aus dem Augenwinkel heraus, dass sich doch tatsächlich eine fremde Katze an unser Grundstück heranwagte.

Aber nicht offensichtlich, nee nee, die machte das ganz klammheimlich, schlich sich immer dichter und dichter heran. Cäsar lag hinter einer großen Steinplatte und sah sie nicht. Und die fremde Katze sah mich nicht. Als sie fast am Zaun dran war, sprang ich aus dem Stand heraus auf sie zu. Sie war so verdattert, dass sie ohne zu fauchen sofort einen großen Satz rückwärts machte und verschwand. Und Cäsar - diese kleine Pennsuse - sieht mich an, als wenn er sagen wollt : "Eh Alter, was war das denn? Ein Ufo oder was?"

 

Meine Lieblingsbeschäftigung war unter anderem Fernsehen, und am liebsten hab ich Fußball geschaut - ja guckt nicht so, das ist doch spannend, wenn der Ball so über den Bildschirm flitzt und ich immer versuche, ihn zu kriegen.

Aber länger als eine Halbzeit hab ich keine Lust gehabt, denn diesen dummen Ball haben immer nur die Fußballer gekriegt - ich nie!!!

Als dann der Mann endlich verschwand - na ja, ich war ja ganz froh, aber Frauchen war sehr sehr traurig darüber, aber nur am Anfang, nachher war sie auch ganz froh, dass er weg war, sind wir auch in eine andere Wohnung gezogen. Dort gab es keinen Garten mehr, denn wir wohnten jetzt im 4. Stock. Einen Balkon hatten wir zwar, aber raus war nicht. Frauchen sagte: "Das ist zu hoch für euch, wenn ihr da runterfallt, dann gute Nacht". Also saßen wir am Fenster und schauten raus.

Aber später gabs ein Katzennetz und dann durften wir auch raus. Also das war ja schon schön, im Sommer draußen in der Sonne zu liegen und vor allem die Vögel zu beobachten. "Komm doch noch ein kleines bisschen näher, dann hab ich dich" hab ich oft gedacht, aber diese Viecher wussten ganz genau, wenn sie näher kommen, sind sie geliefert. Nur einmal war ein Vogel nicht vorsichtig genug, den haben Cäsar und ich gemeinsam auf dem Balkon erlegt. Frauchen war gar nicht begeistert davon - versteh ich ja nu gar nicht.

Es war schon eine schöne Zeit mit Frauchen - die meiste Zeit waren wir ja mit ihr alleine. Aber manchmal kam doch ein Mann dazu - lange blieben sie meistens nicht. Das war auch gut so, denn Frauchen gehört uns (hauptsächlich aber mir) und niemand anderem!!!

Dann kam aber eine Zeit, die sehr sehr traurig war. Cäsar wurde krank. Mal dies oder mal das hatte er ja die ganzen Jahre schon, aber dieses Mal schien es viel viel schlimmer zu sein. Ich spürte, dass es anders war als sonst. So oft wie jetzt ist sie nie mit ihm zum Arzt gefahren. Manchmal brachte sie auch nicht gleich wieder mit. Dann kam er erst ein paar Stunden später wieder und war auch nicht Cäsar. Er stank so komisch und richtig laufen konnte er nicht. Also das war schon doof.


Am schlimmsten war es dann am 30. September 1993. Cäsar war im Bad und wollte aufs Klo, aber es ging nicht. Er ging ins Schlafzimmer, setzte sich vors Bett und plötzlich schrie er ganz laut auf. Frauchen raste hin, packte ihn in den Korb und weg war sie mit ihm. Als sie nach einer Zeit wieder kam, war sie ganz traurig, sie lag auf dem Bett und weinte. Ich setzte mich neben sie und putzte ihr die Tränen vom Gesicht. Sie nahm mich in den Arm und sagte: "Ich glaube, wir werden Cäsar nicht wiederkriegen." Was meinte sie damit - nicht wiederkriegen. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, dass Cäsar nicht mehr wiederkommt. Gegen 12.00 Uhr mittags klingelte das Telefon und die Ärztin war dran. Ich spürte nur, dass jetzt etwas ganz Furchtbares geschah. Die Atmosphäre wurde plötzlich ganz still - nur Frauchen weinte und weinte. Sie telefonierte danach mit einem Freund. Sie konnte ihm kaum sagen, was geschehen war. Nur kurze Zeit später war er dann da, nahm uns in den Arm. Später sind sie beide weggefahren, um Cäsar beim Tierarzt abzuholen und im Garten zu beerdigen.


Viele Stunden später kamen sie beide zurück. Sie saßen im Wohnzimmer und weinten beide. Auch ich war traurig, aber sollte ich das jetzt auch noch zeigen??? Frauchen war doch jetzt schon soooo traurig. Ich ging hin, legte mich zu ihr und schnurrte und schmuste mit ihr. Als sie abends schlafen gehen wollte, hörte ich sie rufen :"Cäsar komm". Ich rannte los, Cäsar war wieder da oh wie schön. Aber nein, es war ein Irrtum, Frauchen wollte mich rufen, aber ihre Gedanken waren nur bei Cäsar und deshalb hat sie gerufen. Jetzt war ich auch ganz ganz traurig.


Es hatte sich alles verändert. Nun war ich tagsüber ganz alleine in der Wohnung, und das gefiel mir gar nicht. Ich mochte nicht fressen - nur wenn Frauchen da war, ging es besser. Ich hörte nur, als Frauchen dann sagte, dass es so nicht weitergeht und sie wegen Gesellschaft für mich los wollte. Was sollte das jetzt bloß bedeuten???


Die Antwort darauf bekam ich kurze Zeit später. Sie kam mit einer Freundin zusammen nach Hause und hatte einen von unseren Körben mitgebracht. "Oh," dachte ich "Cäsar ist wieder da" und rannte hin. Als ich aber in den Korb hineinsah, bekam ich einen Schreck. Was waren das für Katzen - so klein, dass ich sie kaum sehen konnte. Ich wollte sie nicht, ich wollte Cäsar wieder zurück. Aber diese kleinen Monster kamen raus und sind auch gleich losmarschiert - als wenn alles nur für sie da ist. Ich hab erst mal fürchterlich gefaucht und geknurrt, die sollen ja nicht denken, dass sie hier den Herrmann machen können - diese kleinen Möchtegern-Katzen.

Eine von den beiden war ja sogar so aufdringlich, dass sie zu mir aufs Sofa sprang. Natürlich war ich erschrocken, aber sollte ich das auch noch zeigen? Dann hätten die beiden gleich Oberwasser gehabt. Aber nach ein paar Tagen hatten diese beiden Wollknäule es doch tatsächlich geschafft, mich von meinen traurigen Gedanken abzulenken. Ja und eigentlich sind sie ja sogar ganz niedlich - diese beiden. Aber total unerzogen. So was - vom Fressen gleich zum Spielen. Also musste ich erst mal Erziehungsmaßnahmen ansetzen, damit aus ihnen mal anständige Katzen werden.


Die eine, die mir direkt vor die Nase gesprungen war, hat mich auch so sehr beeindruckt. Überall wo ich war, tauchte sie auf, schmiegte sich an mich und sah mich mit ihren kleinen Kulleraugen so vertrauensvoll an, dass ich ihr alles verzeihen musste. Es ging nicht anders. Frauchen hatte sie Cleo getauft. Und Cleo liebte mich. Da führte kein Weg mehr dran vorbei.

Wenn ich dann mal in meinem Lieblingskorb lag, kam auf Garantie Cleo angewackelt und wollte mir rein. Manchmal ging sie ja schon auf den Zeiger :-))).

 

Dann wurde ich krank - ich mochte nichts mehr fressen und auch sonst fühlte ich mich gar nicht gut. Frauchen brachte mich also zum Arzt, damit meine Zähne nachgesehen werden sollten. Gleichzeitig wurde auch Blut abgenommen, um vorsichtshalber festzustellen, ob ich eventuell von Cäsar mit einen Virus eingefangen hatte. Als Frauchen mich nachmittags abholen wollte, sah sie am Gesicht der Ärztin, dass irgendwas nicht in Ordnung war.

Sie erfuhr, dass meine Leberwerte gar nicht gut waren. Die Ärztin machte uns aber Hoffnung, dass es mit Medikamenten besser werden könnte. Also bekam ich erstmal Spritzen und das jeden Tag. Dabei fand ich Autofahren absolut schlecht für mich. Frauchen fragte, ob sie die Spritzen selber geben könnte. Die Ärztin sagte: "ja". Nun bekam ich also diese Spritzen zuhause. Aber bei jedem Blutabnehmen wurden die Werte schlechter und schlechter. In dieser Zeit habe ich ganz ganz viele Streicheleinheiten bekommen. Selbst die Zwerge hat Frauchen oft weggenommen, damit ich ein bisschen mehr Ruhe habe. Und sie hat ganz viel geweint - genauso wie bei Cäsar.

Ausgerechnet jetzt musste sie auch noch zur Kur fahren. Dabei waren die nächsten Wochen doch so entscheidend. Aber ihr Hausarzt hat gesehen, dass sie zum Wegfahren gar nicht gesund genug war und schrieb sie krank. Als die Zeit um war, die die Ärztin genannt hatte, waren meine Blutwerte noch schlechter geworden. Ich spürte, dass mein Frauchen schon wieder sooo traurig wurde. Ich sah ihre Tränen und konnte ihr nicht helfen dieses Mal. Und jetzt musste sie auch losfahren zur Kur. Dafür kam ein Freund, der bei uns einzog und uns alle versorgte - aber vor allem mich umtüddelte und zum Arzt fuhr.

Nach 14 Tagen hat er sie dann angerufen und gesagt: "Es geht nicht mehr. Du musst nach Hause kommen". Bevor sie zuhause ankam, hatte ich mich wieder in meine dunkle Ecke zurückgezogen. Als sie dann aber meinen Namen rief, kam ich heraus und sah in ihrem Gesicht nur Kummer und Schreck. Naja, ich war ja auch ganz doll abgemagert und laufen konnte ich auch nicht mehr richtig. Meine Beine knickten hinten immer weg. Sie fing an zu weinen, nahm mich ganz vorsichtig auf den Arm und schmuste mit mir.

Sie rief beim Arzt an und fragte, ob wir kommen könnten. Es wäre jetzt wohl soweit. Der Freund fuhr uns hin. Es wartete auch niemand mehr, so dass wir gleich durchgehen konnten. Ich wurde noch einmal untersucht, aber es war so: Meine Zeit war abgelaufen. Frauchen stand da und weinte, der Freund weinte. Die Ärztin nahm sie in den Arm und tröstete sie: "Er muss jetzt nur noch leiden, denken Sie daran, dass es besser für ihn ist." Dann holte die Ärztin eine Spritze und ich schlief in Frauchens Armen ein. Ich spürte ihre Tränen in meinem Fell und ihr Beben vom Weinen. Aber trotzdem: es war schön, dass sie bei mir war, als ich diesen Weg antreten musste.

Danach wurde ich neben Cäsar im Garten beerdigt. 

 

Danke Frauchen für die schöne Zeit mit Dir. Es waren wundervolle 13 Jahre, die wir zusammen verbracht haben. Ich liebe Dich dein Dyssi!!!

 

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