Gott sei dank gibt es auch noch gute Menschen mit viel Gefühl!!!

Es begann damit, dass wir zu einem Richtfest in der Nähe von Geesthacht eingeladen waren. Wer die Umgebung kennt, weiß, dass es dort ländlich-dörflich ist, und es somit auch etliche Bauernhöfe dort gibt. So ein Hof - hier aber ein Reiterhof - liegt genau neben dem Haus von meinem Bekannten.

Es war alles sehr harmonisch und nett, bis ich abends von einer anderen Bekannten angerufen wurde, ob ich einen Flohkamm hätte. Sie besaß auch eine Katze und ich dachte: "nun gut, jetzt hat ihre Katze also Flöhe". Aber nichts da.

Nein, ihr wurde auf diesem Reiterhof eine kleine Babykatze "aufgeschwatzt" und das mit einer Drohung: "wenn du sie nicht nimmst, werde ich sie morgen ersäufen müssen. Wir wissen nicht mehr wohin mit den ganzen Biestern". Also nahm meine Bekannte einen kleinen Zwerg mit, damit er wenigstens nicht getötet wird. Als sie mir das erzählte, kroch in mir eine totale Wut hoch.


Ich habe mich dann zu diesem Reiterhof begeben, um erst einmal zu sehen, wie viele Babys dort noch sind. Eine 100&ige Auskunft habe ich nicht bekommen. Die Lütten leben oben auf dem Boden, und da kann man nie genau sagen, wie viele da rumlaufen, wurde mir gesagt. Aber es wären wohl im Moment so zwischen 6 und 8 Babys. Zwei konnte ich glücklicherweise an diesem Abend gleich mitnehmen.

Wohin mit den Zwergen wusste ich zwar auch noch nicht, aber erst einmal weg da. Das war mir das wichtigste. Also nahm ich die beiden Zwerge zu mir nach Hause, wollte sie dort flohfrei machen. Meine Nachbarin kam zum Helfen, aber als wir uns eines der Babys genauer ansahen, haben wir fast hysterisch reagiert - so viele Flöhe hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Wir hatten das Baby gebadet in so einer Lösung vom Tierarzt. Es sah aus, als wenn die Flöhe bei dem kleinen Kerlchen unter der Haut entlang liefen. Ich hätte schreien können, als ich das sah.

Wir haben dann eingesehen, dass wir es mit den obligatorischen Mitteln nicht schaffen können und ich auch meine eigenen Tiere nicht unbedingt beflohen wollte. Aus diesem Grund habe ich diese beiden Kleinen dann ganz schweren Herzens ins Tierheim gebracht.


Hier wusste ich sie gut aufgehoben und vor allem gut versorgt. Aber wohin mit all den anderen Kleinen??? Auch ins Tierheim - das ging nicht. Die stellen sich nämlich sehr sehr an, wenn es um Katzen vom Bauernhof geht. Naja, sind halt keine Schmusekatzen, immer total verfloht und zu 90% auch Katzenschnupfen und ähnliche Krankheiten. Das bedeutet natürlich erst einmal Arbeit investieren, Mühe und Geduld, bevor so ein Katzenkind dann vermittelt werden kann. Und dazu haben die meisten Tierheime  keine große Motivation - vor allem angesichts der Menge an Katzen, die in den Sommermonaten dort "landen" und um die sich gekümmert werden muss.


Nun gut, ich hab dann bei einem unserer stadteigenen Fernsehsender einen Hilferuf gestartet, auf den sich dann jemand von einer privaten Katzenschutzgruppe aus Hamburg-Winterhude meldete. Sie sagte mir sofort zu, dass sie alle Babys von dort aufnehmen würde. Man das war ja super.

Am gleichen Abend habe ich dann angerufen und mich fürs Wochenende angemeldet zum Abholen. Am Freitag späten Nachmittag habe ich dann erst einmal 3 Babys bekommen, die ich sofort zu Claudia brachte.

Gemeinsam haben wir uns dann daran gemacht, die Kleinen zu entflohen.Das war vielleicht ein Akt. Claudia hatte einen normalen 5l Eimer geholt, der etwa zur Hälfte mit Wasser und Lösungsmittel gefüllt war. Wir haben uns dann die erste Katze geholt und sie dann ganz vorsichtig in den Eimer gesetzt und sie dann ganz naß gemacht und anschließend mit dem Flohkamm durchgekämmt. Man was haben wir da an Flöhen rausgeholt.

Das schlimmste für uns war, dass auch bei uns alles anfing zu jucken, der Rücken, die Beine, die Arme - es juckte einfach alles. Selbst das Gesicht juckte wie blöde. Aber gut, wir konnten uns ja schlecht in den Eimer setzen.

Während wir so am Baden der Katze waren, klingelte mein Telefon. Der Typ vom Reiterhof war dran; er hätte grade noch 2 Babys einfangen können. Man hab ich ne Krise gekriegt. Ich also los - gute 50 km nach Geesthacht, Babys abholen, 50 km zurückfahren und die nächsten Babys baden. Mittlerweile war es schon fast Mitternacht. Und ich war hundemüde. Claudia sagte dann, dass wir die restlichen Babys nicht mehr baden würden. Sie fährt morgen zum Tierarzt mit allen. Gute Idee. Ich also nach Hause - todmüde und alles juckte und juckte.

Zu allem Überfluss kam ich ausgerechnet in dieser Nacht auch noch in eine Verkehrskontrolle, weil eines meiner Rücklichter nicht funktionierte. Als alles aufgenommen war und ich endlich weiterfahren durfte, konnte ich mir nicht verkneifen, der Polizistin zu sagen, dass ich das ganze Auto voller Flöhe habe wegen dieser Rettungsaktion. Man das hat mich aber noch entschädigt. Sie machte einen Satz zurück, salutierte fast noch und sagte dann: "na denn mal schnell nach Hause". Ich glaube, wenn sie das vorher gewusst hätte, ich hätte weiterfahren dürfen :-))))


Von Claudia habe ich am nächsten Tag dann etwas grausiges erfahren. Sie war zum Tierarzt gefahren mit allen - jetzt insgesamt 5 Katzenbabys zur Untersuchung und vor allem Flohbekämpfung. Was sie mir dann aber erzählte, hat mir wirklich alle Haare zu Berge stehen lassen und mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken gejagt. Eine von den letzten 2 Babykatzen war so voller Flöhe, dass man schon keinen Fitzelchen Haut mehr gesehen hat - es war alles schwarz und rot vom Blut.


Der Tierarzt sagte, dass dieses kleine Ding die nächsten 2 Tage nicht mehr überlebt hätte auf dem Hof. Dann hätten die Flöhe sie ganz und gar ausgesaugt gehabt. Ich habe mich nur noch geschüttelt vor Ekel und vor Mitleid mit diesem kleinen Wurm. Der Tierarzt hat das Zeug zur Verdünnung nur noch pur über diese kleine Katze gekippt und die Flöhe sprangen reihenweise weg von der Katze. Alles - aber wirklich alles war nur voller Flöhe.

Aber auch das war dann überstanden. Natürlich waren die Katzen nicht schmusig, ein paar hatten auch Schnupfen und Würmer. Aber mit Behandlung und Liebe ging es auch.


Insgesamt haben wir (später mit Unterstützung beim Einfangen) dort 14 Babykatzen weggeholt. Angeblich wären aus der Nachbarschaft dort einfach noch Babykatzen hingebracht worden. Bis auf eine der kleinen Katzen haben wir sie aber alle von dort wegholen können.

Und die Antje hat es sogar geschafft, dass die beiden Mutterkatzen kastriert worden sind. Jetzt leben dort also noch 2 unkastrierte Mädels - eins von den Babys und eine große, die aber superscheu ist und fast jeden Fangkorb schon weitem riecht.


Einer von diesen Süßen durfte bis vor kurzem bei Claudia bleiben. Dann ging es leider nicht mehr, weil ihre eigenen 3 Katzen plötzlich anfingen, ihn zu drangsalieren. Er flüchtete nur noch hinter das Sofa in eine Ecke, aus der auch nicht mehr rauskam. Und selbst dort haben ihn die anderen noch beharkt. Claudia hat sich schweren Herzens entschlossen, diesen kleinen Kerl auf eine Pflegestelle zu geben, auf der er nicht so angegriffen wird.

Hoffentlich wird er es eines Tages auch mal richtig treffen - dieser kleine Fratz.

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