Beim Stöbern im Internet bin ich auf diese Zeilen gestoßen. Ich saß vor meinem Rechner und hatte einen mächtig dicken Kloß im Hals. Wie oft wird das wahr für jede Art von Tieren, die irgendwann mal als bester Freund des Menschen ein schönes Zuhause hatten.
Es gibt sicher immer im Leben Situationen, die einen vor ein scheinbar unlösbares Problem stellen, aber ein Familienmitglied - und nichts anderes ist für mich ein Lebewesen, für das man sich irgendwann mal entschieden hat - einfach fortzugeben, weil es die Situation grade erfordert, kann ich in den meisten Fällen nicht wirklich verstehen.
Einige
Worte des Autors:
Wenn "Wie konntest du" Tränen in Ihre Augen
trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir, als ich dies
schrieb. Jedermann ist es erlaubt, diese Geschichte
weiterzugeben, solange es einem nicht kommerziellen Zweck
dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die
Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen, in eine Familie zu
integrieren, eine wichtige für das Leben ist, dass Tiere
unsere Liebe und unseren Respekt verdienen.
Jim Willis
Wie
konntest du!?
Als
ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich dich mit meinem
Herumtollen und brachte dich zum Lachen.
Du nanntest mich "dein Baby", und, obwohl ich
einige Nippes "killte" wurde ich deine beste
Freundin.
Wann
immer ich etwas "anstellte", hobst du mahnend den
Zeigefinger und sagtest: "Wie konntest du!?",
aber schon warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an
dich gedrückt.
Als
du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich
wenig Zeit für mich. Aber ich verstand das immer, und
spielte mit meinen Bällchen.
Ich
erinnere mich an alle die Nächte, in denen ich mich in
deinem Bett ganz eng an dich schmiegte, und das Leben vollkommen schien. Du tolltest dann auch
wieder mit mir herum, und wir genossen die Sonne gemeinsam
auf dem Balkon. Von deinem Frühstück gab´s für mich
immer was vom Schinken, "aber nicht zuviel,
das ist für Katzen ungesund!" Und ich schlief solange,
bis du von der Arbeit nach Hause kamst.
Nach
und nach verbrachtest du immer mehr Zeit auf der Arbeit als
mit mir, um "Karriere" zu machen.
Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen
zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich,
tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen
Pfoten deine Tränen vom Gesicht. Und freute mich, als du
endlich "deinen" Partner fandest. Zwar keinen
Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl.
Ich
war glücklich, weil du glücklich warst! Dann kamen
nacheinander deine Kinder zur Welt. Ich teilte die Aufregung
mit dir. Ich war von den süßen Kindchen so fasziniert,
dass ich sie mit bemuttern wollte.
Aber
du und dein Partner dachten nur daran, dass ich den Kindern
schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Raum
ausgesperrt. In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr.
Ich
liebte die Kinder, und wurde "Gefangener der
Liebe". Sie fingen an zu wachsen, und ich wurde ihre
Freundin.
Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz,
hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufenlernen an mir
fest.
Sie
erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen
Fingerchen, und ich hielt bei all dem geduldig still.
Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen,
weil deine so selten wurden.
Ich
war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu
verteidigen. Ich war bereit, in ihre Bettchen zu schlüpfen,
um ihre Sorgen und Träume anzuhören.
Und
zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch
deines Autos zu hören, wenn du in unsere Auffahrt einbogst.
Vor
langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest,
zogst du aus deiner Tasche ein Foto von mir und erzähltest
so liebevoll von mir.
Die
letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes "Ja"
zur Antwort und wechseltest dann das Thema. Ich war früher "deine Samtpfote" und bin heute
"nur eine Katze".
Dann
hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen
Stadt.
Du
und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere
nicht erlaubt waren. Ein Mann hat euch das extra noch
gesagt, und ihr habt ohne zu Zögern unterschrieben. Beide.
Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu
finden, die richtig war.
Obwohl
einmal ich deine Familie war. Die Autofahrt machte Spaß,
weil auch die Kinder mitfuhren.
Als ich merkte, wo wir angekommen waren, war der Spaß zu
Ende. Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach
Angst, Desinfektionsmitteln und Hoffnungslosigkeit.
Du
fülltest Papiere aus und sagtest, das du wissen würdest,
dass man ein gutes Heim für mich finden würde.
Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den
Achseln und betrachteten dich merkwürdig.
Sie verstanden die Wirklichkeit, der einer Katze über die fünfzehn
gegenüberstand.
Du
hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell
lösen müssen, während sie weinte und schrie "Nein,
nein nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!"
Ich
wunderte mich noch, wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment
etwas von Freundschaft,
Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest. zum
Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf,
vermiedest dabei tunlichst, mir in die Augen zu sehen, und
lehntest es höflich ab, meine offen daneben stehende
Transportbox wieder mitzunehmen.
Du
hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich
auch einen.
Kurz
nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest
mit Sicherheit schon Monate vorher vom Umzug gewusst, und
somit wäre Zeit gewesen, einen "guten Platz" für
mich zu finden. Sie schüttelten bedrückt den Kopf und
fragten leise: "Wie konntest du?"
Die
Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ.
Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor
meinen Appetit schon vor vielen Tagen.
Anfangs
hoffte ich unentwegt, dass du zurück kämest, und mich hier
rausholen würdest. Dass alles nur ein böser Traum gewesen
wäre und ich aufwachen würde..... bei dir zu Hause....
Aber
du kamst nie. Und dann, wann immer jemand an
"meinem" Vermittlungszimmer vorbei ging, presste
ich bittend meine Pfoten durch jeden möglichen Spalt. Gab
es niemanden, der mich mochte? Niemanden, dem ich all meine
Liebe, Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte?
Die
Wahrheit war, dass ich es nicht mit den süßen kleinen
knuddeligen Katzenkindern aufnehmen konnte.
Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich
in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf.
Eines
Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf,
trug mich über einen langen Korridor,
der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger
Raum. Die Frau legte mich auf den Tisch, streichelte
behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich
nicht sorgen solle.
Mein
Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte.
Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens.
Mir,
der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus.
Ich
war mehr um die nette Frau besorgt als um mich selbst Ich
erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen
wog.
Sie
band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne
ihre Wange hinunter kullerte. Ich schob meinen Kopf in ihr
Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine
Liebe zu zeigen.
Ich
spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit,
die in mich hineinfloss. Ich streckte mich schläfrig aus,
schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und
murmelte:" Wie konntest du?"
Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte:" Es tut mir leid!"
Sie
umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir
einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht
missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde.
Einen
Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz
der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.
Mit
meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen
und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass
mein "wie konntest du" nicht an sie gerichtet war.
Ich
dachte an dich, du mein geliebter Mensch.
Ich
werde immer an dich denken und auf dich warten.
Mein
letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben
immer diese Loyalität wiederfährt....